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Weissensee Verlag

Hermann-Josef Röllicke: Die Katastrophe des Wertdenkens für das gute Leben in der Welt

Hermann-Josef Röllicke: Die Katastrophe des Wertdenkens für das gute Leben in der Welt

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Hermann-Josef Röllicke: Die Katastrophe des Wertdenkens für das gute Leben in der Welt

Mit einer Anfrage an den buddhistischen Kanon

Sachbuch

Paperback, 14,8 x 21 cm

68 Seiten

ISBN 978-3-89998-217-6

Vom 2. bis 3. Mai 2012 veranstaltete die Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie zusammen mit dem Philosophischen Institut der Universität Innsbruck und der Forschungsplattform CenT einen internationalen Kongress in Innsbruck über „Wertetraditionen und Wertekonflikte in interkultureller Perspektive“. Als Philosoph, Sinologe und Buddhologe wurde ich eingeladen, dabei einen Vortrag zu halten, der auf Vorschlag der Organisatorin, Dr. Gabriele Osthoff-Münnix, den Titel „Zum Begriff des Werts aus abendländischer und buddhistischer Sicht“ (so im gedruckten Flyer zur Konferenz) haben sollte.
Gegen diesen Titel hatte ich einen Einwand: Da es meiner Überzeugung nach aus (verstanden im Sinne von „in“) buddhistischer Sicht keinen Begriff des „Werts“ gebe, wie er seiner Charakterisierung im Exposé zur Konferenz entspräche – es gebe allein die allen Sprachen der Welt geläufige Vokabel für den ökonomischen Wert tauschbarer oder verkäuflicher Güter, den Tausch- bzw. Marktwert also –, sei ich nicht in der Lage, einen solchen „Begriff“ hermeneutisch zu gewinnen und darzustellen. Wenn jemand, dem es zur Gewohnheit geworden ist, am Maßstab des „Wert“-Denkens zu denken, in den überlieferten buddhistischen Texten vielfältig finde, wonach er suche, dann möge er wegen seiner schon vorab getroffenen Entscheidung, diesen Maßstab anzulegen und jeden Text an ihm durchzumessen, meinen, unterstellen, sich einbilden, bei seinen Funden handle es sich um „Werte“ (z. B. um „ethische“), aber das sei nach meinen Lektüreerfahrungen insbesondere mit der chinesischsprachigen buddhistischen Überlieferung keinesfalls die „Sicht“, die Sprechweise, das Vokabular der überlieferten buddhistischen Texte selbst. Der Maßstab unterschiebe also etwas dem Text, das er durchaus nicht enthalte; und die Anlegung dieses Maßstabs vertrage er nicht ohne gravierende hermeneutische Schäden. Dieses Vorgehen sei gerade das, von dem man annehmen sollte, dass es in „interkulturellen“ Unternehmungen nicht vorkommen sollte: Man tue den überlieferten Texten damit Gewalt an; man denke nicht mit ihnen in ihren eigenen Sprachen, sondern unterstelle ihnen die eigenen Vorbegriffe schon, noch ehe man mit dem Zuhören oder der Lektüre der fremdsprachlichen Überlieferungen begonnen habe.

 

Aus dem Inhalt:

 

1. Was „ist“, was einen Wert „hat“ und was ein „Wert ist“
Sprachgeschichtlich ist „Wert“ eine Substantivierung des Adjektivs „wert“ (bzw. „werd“ ). Seine Kernbedeutung und mit ihr schon die indoeuropäische Vokabel ist dieselbe wie in dem Wort „wenden“, „[gegen-] wenden“, abverbial im Sinne auch nur von „gegen“ allein, und zwar ursprünglich im Augenblick des Verkaufens. Die linguistische Spezialität des gwerth samt seinen Derivaten mit abgeschliffenem „g“-Anlaut ist, wie noch im englischen „worth“, einfach nur der „Preis“ eines Besitztums beim Verkauf.2 Der lateinische Abzweig des Indoeuropäischen ist der „valor“, das griechische Pendant die ???a, nach der die österreichische „Axiologie“ im Ausgang von Franz Brentano (1838–1917) und Alexius Meinong (1853–1920) benannt wurde und die durch Robert Nozicks (1938–2002) „Wiederbelebung“3 der Thesen von John Niemeyer Findlay (1903–1987), Roderick M. Chrisholm (1916–1999) und Nicholas Rescher (*1928) kürzlich wieder neu ins Gespräch gekommen ist.
Das Historische Wörterbuch der Philosophie referiert im Artikel „Wert“ nur eine dünne Vorgeschichte des „Wert“-Denkens in der Stoá und der Spätantike bei Sextus Empiricus und Diogenes Laertios, springt aber dann sofort zu Kant und zum „Neukantianismus“ hinüber, wo in der Tat auch historisch der Beginn der Wertethiken und der Behauptung „ethischer Werte“ zu suchen ist. ...


Über den Autor:

 

Hermann-Josef Röllicke, geb. 1957 in Eschweiler/Rhl.; Studium der Germanistik und Philosophie in Aachen, der Sinologie und Philosophie in Tübingen und Shanghai; Promotion und Habilitation im Fach Sinologie. Übersetzungen und poetologische Veröffentlichungen zur altchinesischen Dichtung, Studien zur Philosophie des Daoismus und in den letzten Jahren vorrangig zum chinesischen Buddhismus und zum Denken der Religion überhaupt.
Röllicke arbeitet seit 1998 am EKÔ-Haus der Japanischen Kultur in Düsseldorf, wo er seit 1999 ein Seminar zur Lektüre von Grundtexten des Buddhismus und seit 2003 das Düsseldorfer „Lehrhaus für das Denken der Religion“ leitet; regelmäßiger Dozent an der Evangelischen Stadtakademie Bochum; seit 2011 Dozent für Buddhismuskunde am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Herausgeber der EKÔ-Haus-Zeitschrift Hôrin: Vergleichende Studien zur japanischen Kultur; vielfältige wissenschaftliche Publikationen in Büchern, Zeitschriften, Monografien.

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