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Weissensee Verlag

Hermann-Josef Röllicke: Vide, homo, quae pro te patior

Hermann-Josef Röllicke: Vide, homo, quae pro te patior

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Hermann-Josef Röllicke: Vide, homo, quae pro te patior

Gesänge aus der Wüstung

Sachbuch

Paperback, 14,8 x 21 cm

132 Seiten

ISBN 978-3-89998-216-9

 

Drei Worte stehen im Untertitel dieses Bandes. „Wüstung“ ist, im Gegensatz zu „Verwüstung“, ein Wort, das Verlassenheit, Aufgeben, Niederreißen, ein Zurücklassen-leer-und-bloß eines vormals wohl bestellten Landes, eine Weise der Zerstörung und Zerrüttung, aber auch eine Dimension der Askese und die Zeit des „Siehe, ich mache alles neu!“ anspricht.
Das Wort „aus“ möchte noch einmal, nach so langer und in so später Zeit, die Besinnung darauf öffnen, was der Ursprung und die Herkunft von Dichtung und Gesang seien. Das „ich“ in „Siehe, ich mache alles neu!“ ist nicht von dem „Dichter“ oder dem „Autoren“ gesagt, der das Wort nur als Letzter überliefert. Es ist nicht von einem Menschen gesagt, der selbst aus eigener Kraft, eigenem Wunsch, eigenem Gefühl und Denken, eigener Gesetzgebung oder zur Wiederholung, Imitation oder Reproduktion seiner eigenen Gefühle und Gedanken ein Gedicht „macht“, sondern davon, dass ein Hörender sein muss in seiner Wüste, in seinem „natürlichen Gebet der Seele“, wie Walter Benjamin Malebranche im Essay über Kafka zitiert – und nach diesem Zitat zitierte Paul Celan es 1960 in Darmstadt wieder. Maria sagt bei Lukas: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Ihr „geschieht nach“ dem „Wort“, von dem her „alles neu“ gemacht wird.
Wenn es zum Beispiel jüngst in der Begründung zur Verleihung eines Lyrikpreises heißt: „In wenigen Strichen gelingt es ihr [der Autorin], die Essenzen ihrer Erlebniswelt traumhaft sicher in sprachliche Miniaturen zu fassen“, dann spricht dies gerade von der Vergeblichkeit solcher Schriftstellerei. Was kann für das Gedicht so gleichgültig sein wie die „Essenzen der Erlebniswelten“ von Personen, die die Ambition verspüren, ihre persönlichen Erlebnisse Lesern oder Hörern mitzuteilen?! Wäre da sonst nichts als persönliches „Erlebnis“, um dessentwillen jemand in die Not geriete, gerade ein Gedicht hervorzubringen, gerade zu singen und zu tanzen?! Das Beispiel dieser Formulierung ist, denke ich, ebenso maßstäblich für den banalen Zustand der Literaturkritik heute wie zufällig gewählt.


Über den Autor:
Hermann-Josef Röllicke, geb. 1957 in Eschweiler/Rhl.; Studium der Germanistik und Philosophie in Aachen, der Sinologie und Philosophie in Tübingen und Shanghai; Promotion und Habilitation im Fach Sinologie. Übersetzungen und poetologische Veröffentlichungen zur altchinesischen Dichtung, Studien zur Philosophie des Daoismus und in den letzten Jahren vorrangig zum chinesischen Buddhismus und zum Denken der Religion überhaupt.
Röllicke arbeitet seit 1998 am EKÔ-Haus der Japanischen Kultur in Düsseldorf, wo er seit 1999 ein Seminar zur Lektüre von Grundtexten des Buddhismus und seit 2003 das Düsseldorfer „Lehrhaus für das Denken der Religion“ leitet; regelmäßiger Dozent an der Evangelischen Stadtakademie Bochum; seit 2011 Dozent für Buddhismuskunde am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Herausgeber der EKÔ-Haus-Zeitschrift Hôrin: Vergleichende Studien zur japanischen Kultur; vielfältige wissenschaftliche Publikationen in Büchern, Zeitschriften, Monografien.
Eko-Haus Düsseldorf

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