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Weissensee Verlag

Karimah Katja Stauch: Die Entwicklung einer islamischen Kultur in Deutschland

Karimah Katja Stauch: Die Entwicklung einer islamischen Kultur in Deutschland

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Berliner Beiträge zur Ethnologie, Band 8

Karimah Katja Stauch: Die Entwicklung einer islamischen Kultur in Deutschland

Eine empirische Untersuchung anhand von Frauenfragen

Sachbuch

Paperback, 14,8 × 21 cm

190 Seiten

ISBN 978-3-89998-049-3

Muslimische Frauen werden in Deutschland häufig als fremdartig, distanziert, aber auch unmündig betrachtet. Wie aber sehen die betroffenen Frauen selbst ihre Rolle in der deutschen Gesellschaft und in der muslimischen Community? Gibt es Ansätze emanzipatorischer Islamdeutungen? Was erwarten Musliminnen von den muslimischen Gemeinden, aber auch von der deutschen Mehrheitsgesellschaft? Die vorliegende Studie lässt in Interviews muslimische Frauen der zweiten Generation zu Wort kommen, die in Deutschland sozialisiert sind und über gute Bildung verfügen. Ihre Eltern stammen aus verschiedenen Ländern. Untersucht werden Wandlungsprozesse unter den Frauen, die Herausbildung einer deutsch-islamischen Identität und Kultur, Fragen der Selbstbehauptung in der muslimischen Community sowie der deutschen Gesellschaft und Angelegenheiten des Islams im deutschen öffentlichen Leben. Es entsteht ein differenziertes Bild, das jeden Menschen interessieren wird, dem das konstruktive Zusammenleben der Kulturen in Deutschland ein Anliegen ist oder der beruflich wie privat mit Muslim/innen zu tun hat.

Aus dem Inhalt:
Islamische Kultur in Deutschland - Einführung
Muslime in Deutschland - Geschichte und Zahlen
Islamische Kultur in Deutschland
Rahmenbedingungen für die Entwicklung muslimischer Kultur in Deutschland
Forschungsstand und Verortung der vorliegenden Studie

Empirische Studie - Konzeption und Durchführung
Zielgruppe
Auswahl der Probandinnen
Konzeption des Fragebogens
Durchführung und Auswertung der Interviews

Empirische Studie - Auswertung und Interpretation
Rahmenbedingungen
Kreative Auseinandersetzung mit der eigenen muslimischen Identität
Institutionalisierung von Islam und Islam im öffentlichen Leben

Einleitung der Autorin
Auch wenn die Früchte verschiedener Dialogbemühungen und das Engagement vieler wohlmeinender Menschen nicht hoch genug zu bewerten sind, gelten doch Islam und Muslime weiterhin in der deutschen und europäischen öffentlichen Diskussion größtenteils als fremdartig und stellen häufig unverändert dann ein Gesprächsthema dar, wenn es um Schwierigkeiten auf internationaler oder inländischer Ebene geht.
Die deutschlandbezogenen Probleme, die immer wieder auf der Tagesordnung stehen und von Lehrerinnen, Politikern, Wissenschaftlerinnen und Journalisten vorgetragen werden, betreffen die Zwangsverheiratung von jugendlichen Mädchen ebenso wie einen etwaigen Kopftuchzwang, das Schlachten von Schafen in der Badewanne, mangelnde Deutschkenntnisse oder den Vorwurf antidemokratischer Einstellungen.
Immer noch werden derlei Probleme häufig - aus Mangel an Sachkenntnis ebenso wie infolge einseitiger Analysen und Mediendarstellungen - pauschalisierend "dem Islam" angelastet. Andere Aspekte, die in Konfliktsituationen eine Rolle spielen, wie fehlende interkulturelle Kompetenzen, Wissensmängel, niedriger Bildungsstand, soziale Faktoren, kulturelle Gegebenheiten, Migrationsproblematiken, Kommunikationshindernisse, Ausgrenzungsmechanismen und mangelnde Partizipation, werden demgegenüber regelmäßig aus der Betrachtung ausgeblendet. Ebenso werden Wandlungsprozesse innerhalb der muslimischen Community häufig nicht ausreichend wahrgenommen, wobei auch den Wechselwirkungen und gegenseitigen Einflussmöglichkeiten zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesell- schaft zu wenig Beachtung geschenkt wird. Die Lösung von Konflikten wird daher häufig weiterhin in einer "Befreiung" der beteiligten Muslime und Musliminnen vom Islam gesehen. Demgegenüber sehen sich Muslime zunehmend selbst als kompetente Subjekte und volle Mitglieder der hiesigen Gesellschaft, die für sich selbst sprechen können, als gleichwertige Partner an Problemlösungen mitwirken und ihre islamische Einstellung und Erfahrungen als Potential in die entsprechenden Prozesse einbringen wollen. In der vorliegenden Arbeit geht es darum, die damit umrissenen Fragen in den Blick zu nehmen.
In der hier vorgestellten empirischen Untersuchung wurden muslimische Frauen der zweiten Generation zu innermuslimischen Wandlungsprozessen und zur gesellschaftlichen Anerkennung des Islams in Deutschland befragt. Die Interviewpartnerinnen verfügten allesamt über gute deutsche Sprachkenntnisse und fast durchweg über sehr gute Bildung. Hinter dieser Auswahl stand der Gedanke, die Faktoren Bildungsmängel und Sprachschwierigkeiten, die so häufig das Bild der Muslime in Deutschland prägen, einmal systematisch aus der Betrachtung auszuklammern und damit gleichzeitig eine Vision zu entwerfen, wie sich Islam in Deutschland entwickeln wird, wenn die sozialen Herausforderungen gelöst sind, mit denen sich die muslimische Community konfrontiert sieht.
Aufgrund von Erfahrungen mit der langjährigen deutsch-islamischen Geschichte, dem aktuellen Diskurs westlicher muslimischer Intellektueller wie auch der Geschichte des Islams insgesamt ist davon auszugehen, dass es in Deutschland zu einem konstruktiven Miteinander zwischen der islamischen Minderheit und der gesamtdeutschen Gesellschaft kommt, sofern die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Zu den Rahmenbedingungen gehört - neben sozialen Verbesserungen etwa im Bereich der Sprachkenntnisse, der Bildung und im Arbeitsbereich - insbesondere auch eine gleichberechtigte gesellschaftliche Anerkennung islamischer Stimmen und Organisationen.
Die vorliegende Studie soll einen Beitrag dazu leisten, dieses Verständnis empirisch zu überprüfen und näher zu beleuchten.
Für den Fokus der Untersuchung auf muslimische Frauen gibt es eine Reihe von Gründen. Einmal ist festzustellen, dass Frauen auf der ganzen Welt besondere Schwierigkeiten zu meistern haben und leicht von gesellschaftlichen Prozessen ausgegrenzt werden. Dies rechtfertigt in vielen Fällen bereits ein besonderes Augenmerk auf Frauenbelange.
Des Weiteren stößt jedoch die Frage der "Frau im Islam" und ihrer Gleichstellung oder Benachteiligung in Deutschland auf besonderes öffentliches und privates Interesse. Die "Unterdrückung der Frau im Islam" ist ein Topos, der in den hiesigen Medien immer wieder vorkommt - neben dem ebenfalls regelmäßig anzutreffenden Bild der verführerischen orientalischen Haremsschönheit und anderen Stereotypen. In historischer Betrachtung wurde der Topos von der "Unterdrückung der Frau im Islam" in westlichen Argumentationen immer wieder dazu herangezogen, eine Minderwertigkeit der muslimischen Kultur global nachzuweisen und damit Kolonialismus, Imperialismus und Inbesitznahme der muslimischen Welt als Befreiung zu rechtfertigen. Nach Einschätzung vieler Muslime setzt sich diese Instrumentalisierung bis in die heutige Zeit hinein fort.
Gleichzeitig unternehmen muslimische Frauen vielfach selbst wichtige Schritte zu einer weitergehenden Emanzipation innerhalb des islamischen Kontexts. So ist die Frauenfrage eines der prominenten Themen in der Auseinandersetzung zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit. Hierbei wird die Einstellung zur Frauenfrage häufig von deutscher Seite als Gradmesser für eine muslimische Modernisierung, Säkularisierung und damit Integrationsfähigkeit verstanden, von muslimischer Seite jedoch auch als Meßlatte für Authentizität und eigenständige, vollwertige Kulturbeiträge. Wie die betroffenen Frauen selbst zu verschiedenen Aspekten dieser Diskussion stehen, wird dabei zu häufig immer noch vernachlässigt. Daher soll empirisch untersucht werden, wie sich das Frauenbild von Musliminnen gestaltet und wie sie ihre Situation hierzulande wahrnehmen.


Über die Autorin:
Karimah Katja Stauch, geb. 1969, Studium der Volkswirtschaftslehre und Islamwissenschaft. Seit 1994 tätig bei der Deutschen Welthungerhilfe in Bonn. Seit 2002 gewähltes Mitglied im Weltrat der „United Religions Initiative“ (URI) und seit 2003 Europäische Koordinatorin der URI. Stellvertretende Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V. (CIG), Köln, sowie der Deutschen Muslim-Liga Bonn e.V., Bonn. 1999-2004 Mitglied im Beirat der deutschen Sektion der Europäischen Gesellschaft von Frauen in Theologischer Forschung (ESWTR), seit 2004 Beraterin für Islam und interreligiösen Dialog.
Pressestimmen:

"Insgesamt stellt das Buch eine sinnvolle und wünschenswerte Vision eines in Deutschland gelebten Islam dar und beschreibt sehr eingehend und authentisch die Perspektiven und Aussichten muslimischer Frauen."

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